Hardter Häuschen


Hardter Häuschen in Selhof

Stolz thronte einst auf Berges Höh'n das Hardter Häuschen wunderschön ...


Hardter Häuschen (oben Bildmitte) 2013
Foto: Dankward Heinrich


Erbaut um 1830,  wurde das Hardter Häuschen später als Weingut und Ausflugsgastronomie genutzt.


Selhof, Hardter Häuschen, um 1840



Obere Selhofer Straße und Wein am Hardtberg 
sowie Mitte rechts das Hardter Häuschen der Familie Rosenbaum/König 




Selhof,  Hardter Häuschen um 1899 Mitte rechts


Wer auf dem Plateau angekommen ist, sieht sie gar nicht mehr, die "neue Welt" da unten, die Häuser, die am Hang errichtet wurden, wo einst der Wein auf Terrassen reifte. Der Wind weht, die Wetterfahne knarrt. Schon Guillaume Apollinaire hat dies gehört, der Dichter, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts als Privatlehrer ein Jahr in Honnef aufhielt und mit seiner Liebe, Annie Playden, hier oben geweilt haben soll.

Jedenfalls ist Apollinaire-Kenner Professor Kurt Roessler überzeugt, dass es das Hardter Häuschen in Selhof war, das den französischen Poeten gleich zu zwei Gedichten beflügelte. Damals war das Gebäude mit Traumblick zum Drachenfels, zur Burg Olbrück, zum Rolandsbogen und zur Godesburg eine winzige Terrassengastronomie.

"Das Haus nahe dem Rhein war so romantisch mit seinen großen Fenstern und dem runden Dach, auf dem manchmal die Dachfahne quietschte", schilderte Apollinaire 1901 in seinem Gedicht "Elegie". Und in "Erinnerung" schrieb er: "Die Fensterläden des Winzerhauses schlagen im grauen Wind, der die Reben schaudern macht. Und wir blieben einander geschmiegt stehen und betrachteten Lichter sich widerspiegeln im Rhein."

Das Haus hat keine Fundamente. Die Bruchsteine des achteckigen Turms sind 80 Zentimeter dick. Eine Wendeltreppe führt nach oben. Früher war der Turm über eine Freitreppe zu erreichen. Es war eng im Häuschen auf der Hardt. Aber zunächst diente es ja auch lediglich als Aussichtstempelchen.

Anton Schmitz hat dieses Kleinod errichtet. Er gehörte zu jenen Kölnern, die am Fuße des Siebengebirges Landhäuser besaßen. So gab es in ganz Honnef um 1725 rund 350 Häuser, von denen 40 allein Kölner Bürgern oder Klöstern gehörten. Schmitz war Geheimer Justiz- und Appellationsgerichtsrat, stieg zum Senatspräsidenten am Appellationsgericht auf.

Steil bergan führte auch der Weg von seinem herrschaftlich anmutenden Anwesen aus durch die Reben am Selhofer Hardtberg. Um 1830 ließ er sich dieses Lusttürmchen zur besseren Übersicht und zum Schutz vor Sonne und Wetter setzen.

Quelle: Roswitha Oschmann, Bonner Generalanzeiger, 14.05.2009 (Auszug)